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Beantwortung Fragen zum Wasserkamp
Dr. Heinrich Kalvelage
FREIE WÄHLER

1. Die Entscheidung, den Wasserkamp zu bebauen, halte ich grundsätzlich für falsch, weil
einerseits dem unterhalb liegendem Naturschutzgebiet in mehrerer Hinsicht die
Grundlage entzogen und es als Naherholungsgebiet stark an beeinträchtigt wird.
Andererseits muss auch dem allgemeine Flächenfraß durch Wohn- und Gewerbegebiete
Einhalt geboten werden.

Grundsätzlich ist schon seit Jahren sichtbar, dass die Welt auf erhebliche Probleme
durch den Klimawandel zusteuert. Deswegen sollten nicht nur allein globale
Instrumente gegen den Klimawandel genutzt werden sondern auch lokale Maßnahmen
wie z.B. die Renaturierung von Bach- und Flussauen oder die Begrünung und
Wiederaufforstung größerer Flächen. Auch Stadt und Landkreis Hildesheim können hier
einen großen Beitrag leisten. Ebenso kann das Land Niedersachsen flächendeckend
diese Maßnahmen unterstützen. Aber auch z. B. die Förderung des ÖPNV ist aus
Landessicht ein langfristig wichtiges Projekt, um CO2-Emissionen abzubauen.

2. Eine Überprüfung nach Aktenlage ist nicht ausreichend. Grundsätzlich wird eine
vollständige Überprüfung vermieden, wenn politisch etwas beschleunigt gegen einen
Widerstand durchgesetzt werden soll. Das ist in Berlin so, das ist in Hannover so und das
ist in Hildesheim so.
Natürlich muss man alles gegeneinander abwägen, aber alle drei Aspekt liegen für mich
in der gleichen Schale der Waage.
Die 300-Meter-Marke sollte ins Landesrecht aufgenommen werden.
Ich bin gegen die Umsetzung. Aber wenn, muss grundsätzlich geprüft werden.
Einen zuverlässigen Schutz bietet nur ein eindeutiger Beschluss des Stadtrates und eine
entsprechende Landesverordnung.

3. Nein, eine Versiegelung ist nicht verantwortbar. Das Problem für dieses Gebiet ist
aber eher der Eingriff in tiefere Bodenstrukturen durch Bau- und
Erschließungsmaßnahmen.
Zur Zeit fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Die Stadt und umliegende Gemeinden
haben über Jahre eigenes Land billig verkauft. Teilweise wurden städtische Grundstücke
zu Symbolpreisen abgegeben. Das ist jetzt alles weg und kommt nicht wieder. Jetzt
versucht die Stadt in alter Manier wieder für sie billig Bauland zu generieren. Wenn der
Wasserkamp zugebaut ist, wird die nächste Fläche auskundschaftet oder vorher schon.
Das ist phantasielos.
Grundsätzlich brauchen wir einen anderen Städtebau, deutschlandweit, weltweit. Einer
der größten Flächenfresser ist neben dem Eigenheimbau der Verkehr und die Gewerbegebiete. Das muss alles wieder in vernünftiger Weise zusammengefügt werden.
Das alles zu trennen sind Ideen von vor 100 Jahren. Das Land kann hier Projekte und
Konzepte starten, die maßgebend für die Zukunft sind.

4. An der Marienburger Höhe möchte ich nicht wohnen, auch nicht an der Kaiserstraße,
am Zingel oder der Alfelder Straße. Der Lärm und die Luft dort machen die Menschen
krank. Eine Verbesserung der Situation für die Anwohner ist nur schwer ohne
Einschränkungen für den Verkehr zu machen. Es gibt kein Patentrezept, solange dem
Individualverkehr Vorrang gegeben wird. Eine Maßnahme wäre die innenstadtnahen
Hauptverkehrsstraßen wieder deutlich zu beruhigen. Es klingt vielleicht utopisch:
Hildesheim braucht wieder eine Straßenbahn: Statt vierspurige Straßen, zweispurig mit
Straba.
Als Abgeordneter würde ich mich für neue Städtebaukonzepte einsetzen, die die Städte
wieder ruhiger und lebenswerter machen.

5. Natürlich sollten Luftschneisen bei Planungen berücksichtigt werden.
Das Problem ist aber viel einfacher gelagert. 10 Quadratkilometer Asphalt und Beton
heizen sich im Sommer deutlich schneller auf als 10 Quadratkilometer Wald und kühlen
entsprechend auch langsamer wieder ab. So hat man von Stadtzentren hin zu wenige
Kilometer entfernte bewaldeten Flächen Temperaturdifferenzen von 5 oder 6 °C und
mehr. Das heißt also grundsätzlich sollte man Städte mehr Begrünen, z. T. auch
Dachflächen und mehr Flächenversiegelungen wieder rückgängig machen.

6. Grundsätzlich müssen demographische Aspekte in städtischen Entscheidungen
Berücksichtigung finden. Eine Demographiebeauftragung ist ebenfalls wünschenswert
für eine Verwaltung. Man sollte jedoch zusehen, dass nicht noch mehr Vorschriften
entstehen, die noch mehr blockieren.

7. Nein, meine Haltung zum Thema hat nicht geändert. Die allgemeine Problematik war
mir schon lange vorher bewußt.