Guten Tag liebe Mitglieder der BI,
gerne antworte ich auf Ihre Fragen bezüglich Wasserkamp. Bitte haben Sie Verständnis, dass bei der Fülle an Fragen meine Antworten u.U. etwas knapp ausfallen. Wir haben bekanntlich nicht so viele Mittel zur Verfügung und wenig aktive, daher kommt meine Antwort so spät. Da viele ja selbst Mitglieder bei den Grünen sind, ist sicherlich bekannt, dass wir gegen die Bebauung seit Beginn an kämpfen und stetig mit der BI im Gespräch sind.
Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr?
Ich sehe die Klimakrise mit sehr großer Sorge, weil eine Umkehr faktisch nicht mehr möglich ist und uns allen schwierige Veränderungen bevorstehen.
Wie ist dem Klimawandel auf lokaler Ebene zu begegnen?
Müssen Klimawandel, Naturkatastrophen und die bekannten Ereignisse Konsequenzen für
die Entscheidungen vor Ort wie z. B. in Hildesheim haben?
Sollte das Land NDS seine Vorgaben anpassen?
Die Klimakrise ist nicht aufzuhalten. Auf lokaler Ebene bleibt uns nur damit umzugehen und
entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Bspw. Schutzmaßnahmen gegen Starkregenereignisse durch Schaffung von Überflutungsflächen, auch außerhalb von Hildesheim, Schaffung von Schattenorten in Bereichen, wo sich viele Menschen aufhalten, Erhalt und Schaffung von Grünflächen, Umsetzung der Richtlinien zum Ökologischen Bauen usw. Es sollten mehr Fördermöglichkeiten angeboten werden, die das Ziel haben bestehende Immobilien möglichst Klimaneutral zu gestalten. Investitionen in Photovoltaik, Solarthermie, Dachbegrünung, Regenwassernutzung usw. sollten sich auch für die auszahlen, die es sich kaum leisten können.
Muss die Entscheidung, den Wasserkamp zu bebauen, im Zuge dieser Entwicklungen noch
einmal überdacht werden?
Auf jeden Fall. Ich denke unsere Position zum Wasserkamp ist bekannt. Wir möchten den
Wasserkamp in der jetzigen Form erhalten.
Halten Sie eine vollständige Überprüfung möglicher Auswirkungen von Baumaßnahmen und einer evtl. Besiedelung auf ein FFH-Gebiet für erforderlich oder halten Sie eine Überprüfung nach Aktenlage für ausreichend?
Die Ausweisung als Flora-Fauna-Habitat ist der größtmögliche Schutz für Umwelt und Natur, den die EU ermöglicht. Wenn ein solches Gebiet existiert, dann gilt es diese unter allen Umständen auch zu schützen. Eine Überprüfung nach Aktenlage kann dem nicht gerecht werden.
Wie stehen Sie dazu, die Aspekte Klimaschutz und kulturelles Erbe im Rahmen einer Verträglichkeitsprüfung gleichrangig mit dem Verschlechterungsverbot für das FFH-Gebiet zu behandeln?
Ich frage mich, ob das notwendig ist, denn eine echte Beachtung/Berücksichtigung des
Verschlechterungsverbots hat auch immer positive Auswirkungen auf den Klimaschutz.
Wie stehen Sie dazu, als wichtige und notwendige Schutzmaßnahme einen Abstand von 300 m zwischen Bebauung und FFH-Gebieten in das Landesrecht aufzunehmen?
Ich befürworte die Erweiterung des Abstandgebots. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Einfluss auf FFH-Gebiete durch Bebauung und dortiges Wohnen mit Haustieren und Nutzung der Naherholungsbereiche möglichst gering bleibt.
Wie stehen Sie dazu? Sollte vor der Umsetzung zunächst im notwendigen Umfang geprüft werden, ob sich das Areal für eine Bebauung eignet?
Die technischen Möglichkeiten sind mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man im Grunde
überall bauen kann. Insofern erwarte ich von solch einer Prüfung wenig positives für den Erhalt des Wasserkamps.
Haben Sie weitere Vorschläge, wie das wichtige FFH-Gebiet zuverlässig geschützt werden kann?
Ein FFH-Gebiet kann nur dadurch die Verhinderung von menschlichen und zivilisatorischen
Einflüssen geschützt werden. Alles andere sind Kompromisse, die man im Einzelfall prüfen muss.
Halten Sie es für verantwortbar, eines der größten und wichtigsten
Frischwasserneubildungsgebiete in Hildesheim weitgehend zu versiegeln?
Ist Ihrer Ansicht nach die Errichtung von weitgehend hochpreisigem Wohnraum die richtige Antwort auf die aktuellen Bedarfe am Wohnungsmarkt?
Welche weiteren Vorschläge haben Sie in diesem Zusammenhang für die Landespolitik?
Wir sind für den Erhalt des Wasserkamps. Dazu gehört auch der Schutz des vorhandenen FFH-Gebiets.
Eine Versiegelung der Fläche lehnen wir ab.
Wir brauchen in Hildesheim mehr Wohnraum, ja. Dieser muss aber vorrangig im bezahlbaren
Wohnen, Sozialbauwohnungen und in Wohnungen für Studierende und Senior*innen liegen.
Hochpreisiger Wohnraum lässt sich immer gut vermarkten. Hieraus einen Bedarf abzuleiten halte ich für falsch.
Wie nehmen Sie die Situation an der Marienburger Straße wahr, welche Ideen haben Sie, um die Menschen vor Ort zu entlasten?
Welche Initiativen werden Sie als Abgeordnete / Abgeordneter im Landtag ergreifen, um den Lärm und die Schadstoffbelastung im Umfeld der Marienburger Straße bzw. in ähnlich gelagerten Straßen zu reduzieren?
Verkehrsbelastung und Lärm gehen Hand in Hand. Eine wirksame Reduzierung von Lärm kann nur durch eine Reduzierung des Verkehrs und/oder deren Geschwindigkeit erreicht werden. D.h. es müssen Angebote geschaffen werden den Individualverkehr durch umweltverträgliche Verkehre (ÖPNV, E-Mobilität, Radverkehr usw.) zu ersetzen. Dies kann nicht mit Zwang passieren, sondern durch Steigerung der Attraktivität, Angebot von Anreizsystemen und Sensibilisierung, damit alle mitgenommen werden. Eine Entlastung der Marienburger Straße ist schwer möglich, da sie eine Hauptein- und ausfallstraße von Hildesheim ist. Alternativrouten gibt es nicht. D.h. eine weitere Belastung bspw. durch eine Bebauung des Wasserkamps muss unbedingt vermieden werden.
Halten Sie es für erforderlich und würden Sie sich dafür einsetzten, dass Luftschneisen bei der Planung von Baugebieten zukünftig stärker bzw. verpflichtend berücksichtigt werden?
Grundsätzlich ist das sinnvoll. Aber man muss es im Einzelfall anschauen. Nicht bei jedem
Baugebiet spielt die Hitzeentwicklung eine große Rolle.
Welche weiteren Vorschläge haben Sie, um Hitzeentwicklungen und Hitzestaus in
Innenstädten entgegenzuwirken?
Schaffung von Schattenorten bspw. durch Bepflanzungen in Form von grünen Arkadengängen
oder grüne Überdachungen mit Kletterpflanzen. Dies bevorzugt an Stellen, wo sich viele
Menschen aufhalten. Erhalt und Pflege der vorhandenen Grünflächen als Ort der Abkühlung.
Reizvoll wären auch Wasserflächen bzw. Wasser- und Luftbrunnen. Aber hier muss man ganz
genau hinschauen, in wie weit das sinnvoll ist.
Halten Sie es für sinnvoll, die demographische Entwicklung bei städtischen Entscheidungen, z. B. bei der Bauplanung zu berücksichtigen?
Dies sollte eigentlich der Fall sein. Zumindest im Wohnraumversorgungskonzept (eine der
Grundlagen um Wohnbedarfe zu ermitteln) wird der demographischen Entwicklung Rechnung
getragen.
Sollte es in allen Verwaltungen eine Demographiebeauftragung geben?
Sollte es hier strengere Vorgaben des Landes geben?
Das wäre wünschenswert.
Was bewegt Sie in diesen Zeiten? Hat sich Ihre ganz persönliche Haltung gegenüber einer geplanten Bebauung des Wasserkamps im Zuge der dargestellten Verbindung zum Klimawandel verändert, wenn Sie an die geplante Versiegelung dieses riesigen Areals denken?
Nein. Der Wasserkamp darf nicht bebaut werden. Dies war nicht nur immer meine Meinung,
sondern auch die meiner Partei.
Mit besten Grüßen,
Rashmi Grashorn